Ötztal oder Cornwall, egal! Hauptsache du hast richtig Lust drauf!
Auch wenn es sich nach Heimatfilm oder Rosamunde Pilcher anhört, so mag ich dich heute auf eine andere Reise mitnehmen. Ich habe mich für das Verkehrsmittel Auto entschieden. Alles ist verpackt und gut vorbereitet, fehlt nur noch die Eingabe für das Navigationssystem. Mit GPS ist es in dieser Zeit sehr einfach sein Ziel einzugeben und dann auch zu erreichen. Lass uns als Zielort das Zentrum von St. Ives, im äußersten Westen von Cornwall nehmen. Dein Navi sichert sich zunächst ab, dass du „Herr deiner Sinne“ im Rahmen der Verkehrsregeln bist und das musst du auch bestätigen. O.k., done.
Ganz fokussiert startest du direkt danach deine Eingabe. In meinem Fall wähle ich als Land Großbritannien aus. Der Ort ist St. Ives in Cornwall. Das Zentrum des Ortes suche ich mit einem Cursor auf dem Screen aus und fertig ist die Eingabe. Jetzt ermittelt das GPS über mehrere Satelliten den eigenen Standort und macht danach Routenvorschläge. Diese Varianten hängen noch davon ab, welche Rahmenparameter wir eingegeben haben: schnellste Route oder kürzeste Entfernung, Fähre oder Zug, mautpflichtige Straßen erlauben usw. In der Regel erhältst du 3-5 Optionen, aus denen du deine Variante auswählen kannst. Nur noch Start drücken und ab geht es an das Ziel.
MOMENT! STOP! 1.500 km zu einer Zieladresse fahren? Diesen Aufwand machen und viel Geld ausgeben. Wofür und warum eigentlich?
An dieser Stelle merken wir sofort, dass mein Ziel eine emotionale Ladung braucht und zwar am besten eine GROßE. Ansonsten wäre meine Lust auf diese lange Autofahrt sicher in der Schweiz oder spätestens in den französischen Alpen zu Ende. Was ist nun in meinem Fall die emotionale Ladung von dieser Zielkoordinate?
Gerne nehme ich dich an dieser Stelle mit in meine Welt des Künstlers und des Menschen, der eine Verabredung mit seiner Seele hat. St. Ives ist der bekannteste Künstlerort im Cornwall. Jedes Jahr öffnen die Künstler dort für eine Woche ihre Studios und man kann jeden in seinem Atelier besuchen. Das inspiriert mich sehr für meine eigene Arbeit und ich lerne sehr interessante Künstler kennen. Zusätzlich nutze ich diese Zeit für meine innere Arbeit. Ich treffe meine Seele, während ich einige Wochen in der Reduziertheit eines rollenden Ateliers lebe.
Der ausgesuchte Campingplatz mit Mobilhome liegt völlig abseits der Touristenströme mit einem traumhaften Blick auf das Meer. Ich finde der Name Kennegy Cove verspricht das schon alles. Außerdem mag ich die offene, entspannte und sehr freundliche Art der Menschen in Südwestengland. Es ist einfach friedlich und relaxed. Dieses Paket lässt mich in 3 Tagen Anreise diesen langen Weg machen, eine große positive, emotionale Ladung in meiner Welt.
Warum findet sich nun dieser Artikel in der Kategorie Leadership wieder? In meinen Seminaren zum Thema Führung merke ich, dass die Teilnehmerinnen und Teilnehmer im Job in der Regel von Zielen erzählen, dienur den Charakter der Zielkoordinate haben. Sie sind S.M.A.R.T. (einfach schnell googeln), wenn überhaupt und beinhalten nicht viel mehr als das Flair einer abzuarbeitenden Aufgabe. In meinem Fall wären das 1.500 km zu fahren, ohne die Vorfreude auf das oben beschriebene Paket in Südengland. Bei unseren Urlaubszielen suchen wir die emotionale Ladung automatisch aus, aber im Job sieht es eher staubig und grau in grau aus.
Das Ziel verschwindet im Alltag der todo’s, Mails, Zooms und Meetings sowie im Strudel des Mantras „keineZEIT keineZEIT keineZEIT“. Die emotionale Komponente des Ziels ist immer verheiratet mit der Motivation, genau dieses,dein Ziel schnell und leichtfüßig erreichen zu wollen. Dabei spielt es keine Rolle, ob es nun ein Ziel für mich persönlich ist oder im vornehmsten Falle auch die eigenen Mitarbeiter berührt. Im letzten Fall liegt eine riesige Chance versteckt. Tolle Ziele motivieren die Menschen. Jeder hat richtig Bock darauf, dass es erreicht wird. Woher kann denn nun diese motivierende emotionale Ladung kommen? Das kann etwas ganz großes sein oder auf den ersten Blick klein und unscheinbar. Ich mag dir ein paar Beispiele auflisten, damit du ein Gefühl bekommst dafür, zusätzlich zu deinen persönlichen Erlebnissen.
Ganz groß war sicher damals der Traum von der Mondladung der NASA. Die Motivation von Tausenden von Menschen bei der NASA schnellte in die Höhe. Die Krankheitszahlen gingen drastisch nach unten und die freiwilligen Überstunden schossen nach oben. „Wenn wir schon nicht die ersten im Weltall sind, so doch die ersten auf dem Mond“. Jeder kennt das Bild der ersten Fußabdrücke…das war eine riesige emotionale La(n)dung. Sie inspirierte sogar die ganze Nation.
Ein weiteres Beispiel aus meinem nächsten Umfeld. Ein kleines, wie ich finde sehr schönes Beispiel aus dem letzten Leadershipprogramm, mag ich dir noch erzählen. Im Zuge der Nacharbeit einer Seminarreihe zum Thema Führung musste jeder Teilnehmer sich 3 Ziele mit einer emotionalen Ladung setzen, an welchen er in den Wochen nach dem Seminarmodul arbeiten wollte. Wir bleiben über ein Buddy-Buddy System und eine mehrstufige schriftliche Nacharbeit gemeinsam an den Zielen dran. Ich mag ehrlicherweise sagen, dass es den Menschen am Anfang schwerfällt, eine kleine positive Ladung heraus zu modellieren.
Eine Teilnehmerin, ihres Zeichens kaufmännische Leiterin einer großen GmbH mit mehreren Mitarbeiterinnen in der Abteilung, hatte in den letzten Monaten mit ihrem Team eine große Last zu stemmen. Die Arbeit war viel durch die letzten Wehen des Jahresabschlusses bestimmt, zusätzlich fiel eine Mitarbeiterin krankheitsbedingt aus und ein neues Softwareupdate stand auch noch an. Sie hatte nun ein Versprechen abgegeben, dass Ende Mai diese Last erledigt sein wird und die Abteilung wieder zur Routine finden kann. Das fanden alle super und haben sich dafür extra noch einmal angestrengt. Ende Mai kam und es war geschafft. Unterstützt von einer neuen Kollegin aus der Zeitarbeit und ein paar ausgehandelten zeitlichen Erleichterungen fand die Abteilung jetzt im Juni wieder zu normalen Arbeitszeiten zurück. Alle waren und sind sehr froh. Zusätzlich zum persönlichen Dank an die Mitarbeiter zu der tollen Leistung über die Monate hinweg hatte die verantwortliche Kauffrau „geheim“ eine Prämie für ihr Team erwirkt. Diese wurde dann bei einer Kaffeerunde mit hausgemachtem Kuchen und einer Blume, schön mit Anschreiben in einem Couvert, an jede Mitarbeiterin überreicht. Die emotionale Ladung, die es eh schon gab, wurde dadurch noch einmal gesteigert. Geld wird ja als Motivator regelmäßig überschätzt, aber als Anerkennung für eine erbrachte Mehrleistung und überraschend präsentiert, macht es sehr wohl eine prima Einzahlung auf das Motivationskonto.
Wie sieht es nun bei dir aus? Wie könnte ein kleines Ziel in deinem Job für die nächste Woche aussehen? Woher könnte die emotionale Ladung kommen … endlich etwas geschafft zu haben, eine Anerkennung zu bekommen, ein positive Rückmeldung eines Kunden zu erhalten, einen Kollegen zu überraschen, dich selbst oder einen Mitarbeiter gezielt entlasten? Möglichkeiten gibt es viele. Hauptsache, dein Ziel hat den Ötztalfaktor so wie es eine Teilnehmerin nannte. Das Ötztal mit seinen wunderbaren Berggipfeln ist für sie der Ort, an dem es viel Spaß und Entspannung gibt. Man muss sich nur darum kümmern. Es ist kein Selbstläufer. Danke dir für deine Lebenszeit beim Lesen von diesem Artikel. Havefun!